14.06.2018Alles easy, oder was?

Mit dem „Easy Bus“ will Iveco Bus eine Antwort auf den demografischen Wandel geben.
Rollatoren, Rollstühle, mobilitätseingeschränkte Fahrgäste – durch das Altern der Bevölkerung werden Verkehrsunternehmen vor neue Herausforderungen gestellt. Und das Thema wird künftig noch an Brisanz gewinnen.
Zeit zu handeln, dachten sich Iveco Bus und die zwei Projektpartner, DB Regio Bus und die Hochschule Fresenius. Im ersten Schritt untersuchte die Hochschule, welche Kräfte auf Passagiere eines Stadtbusses wirken und wie Menschen nach einem Sitzplatz im Bus suchen. Dabei zeigte sich, dass speziell ältere Menschen durch verschiedene Faktoren wie zum Beispiel ein eingeschränktes Sehfeld langsamer einen geeigneten Sitz finden. Auch sind Signalfarben richtig einzusetzen, da sie die Aufmerksamkeit auf sich ziehen und im Umkehrschluss auch ablenken können.
Auf Basis der Ergebnisse entstand der „Easy Bus“, ein Iveco Crossway LE, der bis zur Hinterachse eine neue, bisher einzigartige Innenraumgestaltung erhielt.
Beginnen wir vorne an Tür 1. Hier halten eine verbreiterte Tür (1.200 mm) und eine manuelle Klapprampe Einzug. Dies hat auch psychologische Gründe, da es mobilitätseingeschränkten Menschen oft wichtig ist, beim Einsteigen vom Fahrer wahrgenommen zu werden. Damit sich der Fahrgast mit seinem Rollator aber auch im Bus mühelos fortbewegen kann, verbreiterte Iveco den Durchgang von vorne nach hinten. An der schmalsten Stelle misst er immer noch fast 70 Zentimeter. Nachteil aus Betreibersicht: auf einer Seite nur noch Einzel- statt Doppelbestuhlung.
Besonders interessant gestaltet sich der Mittelteil. Relativ gewöhnlich wirkt noch der Kinder-/Rollstuhlwagen-Platz samt zwei Klappsitzen an Tür 2. Auffälliger sind da schon die gelben Bodenmarkierungen, die älteren und mobilitätseingeschränkten Fahrgästen als Wegweiser dienen sollen. In Richtung Vorderwagen findet sich rechts ein spezieller Rollatoren-Platz, an dem man stehend wie sitzend Platz findet. Dahinter folgen zwei gegenüberliegende Einzelsitze, die durch ein Podest erhöht liegen. Auf ihnen lässt sich dadurch besonders bequem Platz nehmen. Kein „in den Sitz reinfallen lassen“ – man gleitet eher auf das Gestühl. Auch das Aufstehen geht leichter. Eine Befestigung für Krücken ergänzt das Angebot. Gegenüber finden sich drei durch Piktogramme gekennzeichnete Sitze. Auch sie sind mobilitätseingeschränkten Personen vorbehalten. Dem Platz am Gang gegenüber befindet sich nur ein Anlehnbrett – dort kann der Fahrgast einen Rollator abstellen. Dass derjenige damit den am Fenster sitzenden Passagieren den Weg versperrt, ist schnell ersichtlich. Doch irgendwo muss auch der „Easy Bus“ Abstriche machen.
Das Projekt ist aber auf einem guten Weg. So stellte Iveco Bus auch den Prototypen eines neuen Sitzes vor. Gasdämpfer sorgen dafür, dass die Sitzfläche dem Fahrgast beim Hinsetzen quasi entgegenkommt. Beim Aufstehen wiederum hat das System eine unterstützende Wirkung. Im Easy Bus sollen damit die drei gekennzeichneten Plätze ausgestattet werden, die nicht auf einem Podest stehen.
In einem ersten Test konnte der „Easy Bus“ punkten. Die Ein- und Aussteigezeiten konnten im Vergleich zu einem gewöhnlichen Linienbus verringert werden. Auch das Hinsetzen und Aufsetzen gingen schneller. Jetzt liegt es natürlich an der Politik und den Stellen, die Verkehre ausschreiben, solche Konzepte zu fördern. Denn rein wirtschaftlich gesehen verliert der Flottenbetreiber erst einmal nur Fahrgastkapazität. (ah)
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(Foto: Andreas Heise)
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